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Geschrieben von Iwan Komarow am 12.07.2014 um 18:23:

(un)glücklicher Zufall

(un)glücklicher Zufall
Jekaterina & Iwan # 20. April # Nachmittag


<blockquote> <font style="line-height:18px; font-size: 11px;"><p align="justify"> Wie so oft in letzter Zeit, da das Wetter und die Temperaturen nun endlich an frühlingshafter Freundlichkeit gewann, drängte etwas in Iwan danach, die Natur zu durchstreifen. Und fast ebenso viele Male wie dieses altbekannte Verlangen in ihm gekeimt war, hatte er ihm auch nachgegeben und sich eine oder zwei Stunden gestohlen, um einen ausgedehnten Spaziergang machen zu können. Die Bewegung half dem jungen Russen, nachzudenken und darüber zu grübeln, was wohl ein guter nächster Schritt für die Rebellen wäre, der sie ihrem Ziel auch ein wenig näher bringen konnte. Denn Iwans Meinung nach gab es zu wenige Fortschritte, zu kleine, als dass sie wirklich nennenswert gewesen wären. Auch wenn dies wahrscheinlich nur in den Augen des blonden Mannes so aussah und sie zufrieden sein sollten mit dem, was sie hatten. Doch mit jedem Jahr fiel es ihm schwerer, Geduld aufzubringen, sehnte den Tag herbei, an dem er seine ganz persönliche Rache nehmen konnte. Und dieser Tag würde kommen, was auch immer er dafür tun würde müssen.

Viele mochten eine derartige Gier nach Vergeltung als verrückt oder übertrieben bezeichnen, doch war sie für Iwan in seinen späten Jugendtagen die einzige Stütze gewesen, als er mit einem Schlag Familie und Zuhause verloren hatte sowie seinen Glauben in all ihm bis dahin Bekannte. Hätte er sich nicht an diesem Zorn aufrichten können, hätte es vermutlich ein vollkommen anderes Ende mit ihm genommen; vermutlich würde er nicht einmal mehr hier stehen. Oder in diesem Moment vielmehr mit weit ausholenden Schritten das Ufer des Sees entlanggehen, die passend zu seinem Gedanken an Tempo zugelegt hatten. Wenigstens befand sich niemand in der unmittelbaren Nähe des jungen Mannes, der sich über dieses Verhalten wundern könnte; nicht, dass es Iwan sonderlich gekümmert hätte. Er hatte es mit den Jahren gelernt, sich wenig um das zu scheren, was man von ihm hielt, solange es niemand war, der ihm selbst am Herzen lag. Eine Eigenschaft, die für den Beruf als Händler durchaus nützlich war und auch für seine Nebentätigkeit.

Irgendwann aber wurde es sogar ihm zu viel und er ließ sich am Ufer des Sees nieder. Immer wieder nahm er sich einen der kleinen Steine, die um ihn herum lagen, und warf sie auf die Wasseroberfläche, um zu beobachten, wie sie ein oder zweimal von dem Wasser abprallten und weiterhüpften, ehe sie endgültig im See versanken. Es war ein Spiel, mit dem er sich als kleiner Junge oft stundenlang beschäftigt und wahre Freude daran gefunden hatte; heute aber war es lediglich etwas, das seinen Händen eine Beschäftigung gab und ihn ablenkte von den Gedanken, die es ihm noch immer schwer machten, Geduld zu üben und sich nicht verdrängen ließen, so sehr er es auch versuchte.</font></p></blockquote>


Geschrieben von Jekaterina Danilow am 17.07.2014 um 21:00:

<blockquote> <font style="line-height:18px; font-size: 11px;"><p align="justify">Gemächlichen Schrittes machte sich die junge Adlige auf, um draußen etwas zu spazieren. Gerne wäre sie nun ausgeritten, doch ihr Vater mahnte sie der Vorsicht, da das Wetter in diesen Monaten nicht gerade vorhersehbar war und man nie wusste, ob es nicht wenige Stunden später zu regnen begann. Um sich ihre gute Laune dennoch nicht verderben zu lassen, dachte sie nicht weiter darüber nach, was sie statt des Spazierengehen machen könnte, sondern ließ sich auf diese Minuten der seelischen Entspannung ein. Sanft zog der Wind an ihren langen, weichen Haaren, die offen über ihre Schulter fielen. Offiziell sollte sie in der Öffentlichkeit eine solche Frisur nicht tragen, doch da sie durch ihre normale Kleidung und dem Dreck, den sie nach dem Spielen mit ihrem Hund an auf mehreren Stellen ihres Körpers, allen voran ihrem Gesicht und ihren Händen, fiel einem Stadtbewohner nicht sofort auf, wer sie eigentlich war, wenn man sie kannte. Normalerweise mied sie es tagsüber in einfache Kleidung zu schlüpfen, um den Unmut ihres Vaters zu vermeiden, doch heute war das Wetter so einladend, sodass sie es tun musste.
Leise summend schlenderte sie an den stadtbekannten Läden vorbei, die Kleider und Waren feilboten, die sich ein normal Sterblicher nur selten leisten konnte. Für Jekaterina waren diese, was das Geld anging, so gut wie eine Kleinigkeit und nicht der Rede wert. So ein <i>teures</i> Kleid kaufte mehr als nur einmal die Woche. Aber dies bedeutete keineswegs, dass sie dadurch einen überfüllten Kleiderschrank hätte, viel mehr schenkte sie manche dieser schönen Kleider einer guten Freundin, die sich ein solches Kleid nicht leisten konnte, sei es wegen der wachsenden Armut in der Stadt oder anderen Dingen.
Ohne ein klares Ziel vor Augen ging sie weiter durch die Straßen Moskaus und näherte sich immer mehr dem See, dessen Schönheit sie jedes Mal aufs Neue bestaunte. Im ersten Moment bemerkte sie nicht wohin ihre Füße sie trugen, doch dann erkannte sie die typischen Merkmale, die sie schon von Kindesbeinen an kannte. Sogleich zauberte sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen und sie ging auf ihren Lieblingsplatz zu an dem sich schon jemand Fremdes niedergelassen hatte. Unmerklich verzogen sich ihre Lippen zu einem Strich und sie konnte sich der aufkeimenden Wut nicht erwehren. Wie als hätte sie jemanden dazu angestiftet flog nah an ihrem Kopf ein Stein vorbei und zielte geradewegs auf den Fremden zu, den dieser irgendwo am Oberkörper traf. Rasch sah sich die Braunhaarige um und erblickte ein ihr bekanntes Straßenkind das kichernd davon rannte. Sollte sie einfach so tun als hätte sie nichts gesehen oder sich dem Fremden annehmen? Schon nach wenigen Momenten hatte sie sich entschieden und trat auf den Blonden zu. „Entschuldigt das Verhaltens Zaeras, normalerweise tut sie nicht so etwas…seid ihr verletzt?“, fragte sie höflich nach. </font></p></blockquote>


Geschrieben von Iwan Komarow am 22.07.2014 um 22:27:

<blockquote> <font style="line-height:18px; font-size: 11px;"><p align="justify">
Die Ruhe, auf die Iwan gehofft hatte, schien sich an diesem Platz wirklich finden zu lassen. Es gab zwar immer wieder einige Menschen, die in einiger Entfernung an ihm vorbeizogen und den angenehmen Nachmittag genossen, doch störten sie ihn nicht, waren ihre Stimmen durch die Entfernung zu ihm doch mehr als ausreichend gedämpft. Wäre er ein neugieriger Knabe gewesen, hätte er sich wohl hinter irgendeinem Busch versteckt und versucht, all den Unterhaltungen zu lauschen und sich aus den Gesprächsfetzen die wundersamsten Szenarien gestaltet. Früher war es mehr als einmal vorgekommen, dass er dies getan und wahre Freude dabei empfunden hatte. Damals, als seine größte Sorge noch gewesen war, vor Einbruch der Dunkelheit wieder innerhalb des Hauses zu sein. Dies war eine der wenigen Regeln, die der blonde Mann als Kind gekannt hatte und um keinen Preis hatte brechen wollen. Denn sein Vater war eine sehr nachgiebige und umgängliche Person gewesen, doch wenn man ihm Grund zur Sorge gab, konnte auch er laut werden und auf weniger angenehme Erziehungsmaßnahmen zurückgreifen.

Und heute war es allen voran die Dunkelheit, die ihn nach draußen zog. Nur dann war es ihm möglich, Menschen zu treffen, die von ihm von Nutzen waren, sich aber oftmals nicht trauten, in der Öffentlichkeit mit ihm gesehen zu werden. Schließlich hatten sie einen guten Ruf zu fürchten, selbst wenn Iwan für die meisten Menschen nichts weiter war als ein einfacher Händler, der versuchte, das Geschäft seines Ziehvaters weiterzuführen. Mit gar nicht so geringem Erfolg eigentlich, auch wenn es nicht viel mehr als die Hälfte war, was Iwan aus hundertprozentig ehrlichen Geschäften an Gewinn machte. Doch für ihn bestand die Welt nicht nur aus Schwarz und Weiß, zumindest nicht in diesem Teilbereich des Lebens. Am wichtigsten war, dass er sich über Wasser halten konnte, und dies gelang ihm. Mehr erwartete er sich nicht an Luxus von seinem Leben, dadurch hielten sich die schmerzlichen Erinnerungen und die wachsende Verachtung in Grenzen.

Mit jedem Gedankengang sprangen mehr Steine über die Wasseroberfläche, zogen ihre Kreise über den See und boten dem jungen Mann ein immer gleiches Schauspiel dar, an dem er sich wohl noch ein Weilchen erfreuen würde können. Wenn ihn nicht mit einem Mal ein Stein getroffen hatte, mitten zwischen seinen Schulternblättern. Iwan zuckte zusammen und fuhr hoch, drehte sich mit gerunzelter Stirn auf der Suche nach dem Übeltäter um. Und fand zumindest eine junge Frau, die auf ihn zutrat und um Vergebung bat für ein Kind, das nirgends sichtbar war. "Mir geht es gut." Zur Unterstreichung seiner Worte dehnte Iwan die Schultern, es war schließlich lediglich ein Stein gewesen. Im schlimmsten Fall würde er einen blauen Fleck als Erinnerung daran mit sich herumtragen. "Aber es ist seltsam, dass ich niemanden außer Euch hier sehe, der einen Stein geworfen haben könnte." Vielsagend blickte der blonde Russe sein Gegenüber an, wusste nicht, ob er ihren Worten Glauben schenken konnte. Er hatte schon viele Dummheiten gesehen, die Frauen begangen hatten. Warum also nicht auch eine solche? </font></p></blockquote>

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